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Wir gedenken Dr. Franz Greb

Unter dem seelsorgerischen Charisma von Dr. Franz Greb ist die Unterkirchengemeinschaft nicht nur entstanden, sondern er ist für sie auch spiritueller Wegbegleiter, beständiger Anreger und manchmal auch heilsamer Stein des Anstoßes für ihre selbständige Weiterentwicklung gewesen. Wenn Franz Greb als Priester mit uns sonntägliche Eucharistie oder die Liturgie der großen Feste feierte, berührte uns seine Glaubenstiefe, die mit warmherziger Menschlichkeit gepaart war; seine Predigten atmeten befreiende Christusnähe und zugleich die Suche nach vertieftem Zugang zur Botschaft vom Gottesreich. Auf diese Suche hat er uns brüderlich mitgenommen.
Wie er es von der Teamarbeit im Pädagogenkreis an der Berufsschule gewohnt war, konnte er anregen und freilassen, Talente gezielt aktivieren, auf den Anderen hören und die Geister unterscheiden, konnte er Korrektur annehmen und Spannungen kreativ zum eigenen Weiterdenken nutzen. Gut belesen, war Franz auch in der „Theologie der Zukunft“ (Biser) bewandert und ließ dies erfrischend in seine Seelsorgsarbeit einfließen. Zugleich galt seine Sorge auch den nötigen Strukturen, die eine Gemeinschaft braucht, wenn sie zukunftsoffen bestehen will.

Franz Greb wurde am 27.11.1937 in Nauroth im Westerwald als Dritter von fünf Geschwistern geboren. Er besuchte das Gymnasium der Zisterzienserabtei Marienstatt und machte 1957 das Abitur, worauf er in Salzburg das Theologiestudium begann.
1958 trat er in Olpe in den Palottinerorden ein und setzte an der Ordenshochschule in Valendar das Theologiestudium fort, das er 1963 mit der Priesterweihe abschloss.

Franz weilte danach zu weiteren Studien in Salzburg, wobei sich aber in Auseinandersetzung mit den Ordensidealen eine Loslösung anbahnte.1971 verließ er den Palottinerorden und siedelte nach Rosenheim über, wo er als Religionslehrer an der Hauptschule Mitte und als „Weltpriester“ im Erzbistum München-Freising eine neue berufliche und priesterliche Orientierung fand. 1972 begann er den Dienst als Religionslehrer an der heutigen Staatlichen Berufsschule I, und kirchlicherseits wurde ihm die Studentenseelsorge in Rosenheim übertragen.
Anfang der Achtziger Jahre verstärkte Franz berufsbegleitend sein Bemühen um die ursprünglich angestrebte Promotion, die ihm 1984 gelang.

In die Jahre danach fällt Franz Grebs Engagement für die Gottesdienste in der Unterkirche Christkönig, die zunächst für die Studentengemeinde konzipiert waren. Der allmähliche Rückgang der liturgisch aktiven Studenten führte jedoch bald zur stärkeren Beteiligung von Suchenden aus anderen Gemeinden. 1989 kann als das „Geburtsjahr“ der heutigen Unterkirchengemeinschaft angesehen werden.

In den Neunziger Jahren widmete Franz seine Arbeitskraft besonders der Idee und dem Aufbau des Schüler- und Studentenzentrums, das 1997 vollendet werden konnte und dessen Leitung er bis 2003 innehatte.
2002 beendete Franz Greb den Schuldienst und übernahm in freier Wahl Seelsorgsaufgaben in der Pfarrei Heilig Blut, was wesentlich zur Verselbständigung der Unterkirchengemeinschaft beitrug.
Unmittelbar nach der Feier seines 65. Geburtstags musste sich Franz einer Tumoroperation unterziehen, die letztlich eine 6jährige zermürbende Auseinandersetzung mit der Krankheit mit weiteren Operationen und Chemotherapien zur Folge hatte.
Am 14.7.2009 wurde er heimgerufen. Neben der Kirche in Rosenheim-Happing fand er seine letzte Ruhestätte.

Die Unterkirchengemeinschaft kann nur mit größter Dankbarkeit des priesterlichen Wirkens und des menschlichen Vorbildes, das Franz Greb gegeben hat, gedenken. Er hat uns geholfen, selbstbewusst unsere eigene Rolle in der weithin verkrusteten und müden Kirche zu erkennen und als lebendige Gemeinschaft in Glaube, Hoffnung und Liebe in katholischer Mitte und ökumenischer Offenheit zu leben.
Sein weites Denken, seine menschliche Wärme, seine Fröhlichkeit, seine Freude an Gottes Schöpfung bis hin zu einem Glas guten Weines und letztlich sein tapferer Umgang mit der schweren Krankheit werden wohl jeden Einzelnen, der ihn erleben durfte, auf lange als ermutigendes Vorbild für eine ansteckende christliche Existenz begleiten.

Ulrich Schäfer