Ich gehe zur Mitte

AUSSCHAU NACH HELDEN

Der edle Heldenbegriff hat durch das Abgleiten
zu „Fußballhelden“ bis zu „Pantoffelhelden“ einen
argen Verfall erlitten.
So macht die Rosenheimer Jahresausstellung 2024 
„Heldinnen und Helden“ den löblichen Versuch, die 
Sinnhaftigkeit dieses Phänomens zu beleuchten
und das Dargestellte auch selbst hinterfragen zu lassen.

Da stehst Du eingangs vor der Riesenfigur des 
griechischen Halbgottes Herakles, dem zeitlosen 
Superhelden, der mit Muskelkraft, Intelligenz und List 
die fast übermenschlichen Taten vollbringt, zu denen 
er verdonnert war. Aber all das ist Mythos, sind aus-
gedachte Geschichten, ist phantastische Unwahrheit.
Und ebenso unwirklich sind des Herakles´ heutige 
Kumpane Superman, Batman und Co.
Aber man kann sich an ihnen aufrichten, sie können
Mut machen, den Herausforderungen im eigenen Leben
zu begegnen. Bestenfalls inspirieren sie zu ethischem 
Handeln, zu Opferbereitschaft und Gerechtigkeit,
zu Werten, ohne die das Gemeinschaftsleben nicht
funktioniert. Doch sie bleiben Mythen, erdachte Roman-
oder Filmfiguren, Fiktionen. Die Wirklichkeit ist anders.

Was macht nun eine Tat zur Heldentat?
Da muss immer ein problematischer Sachverhalt 
geklärt werden. Da bedarf es eines Menschen, der
mit Entschlossenheit, Mut, Verantwortlichkeit
darauf handelnd reagiert zum Nutzen von anderen -
notfalls mit Lebenseinsatz. Schließlich braucht es 
eine Gemeinschaft, die dieses Tun als heroisch 
anerkennt. Unter diesen Voraussetzungen werden
Helden geboren.
Realistische Menschen der früheren und jüngeren
Geschichte tauchen da auf: Jeanne d´Arc, Marie
Curie, Graf Stauffenberg, Sophie Scholl, Nelson 
Mandela – jede/jeder zu anderer Zeit mit anderen
Herausforderungen und Folgen.
Vergeblich aber sucht man in der Ausstellung nach
einem Hinweis auf den Menschen Jesus von Nazaret.
Ist er nicht mit aller Klarheit den Heldenweg gegangen
mit Wort, Tat und Lebenseinsatz – und erfuhr die
Antwort Gottes in der Auferstehung?. 
Und war er nicht für alle oben Genannten die 
Motivation, das Vorbild und die Kraft zu ihrer 
Heldentat? Das scheint die Ausstellungskonzeptorin 
übersehen zu haben.

Auf unserem Plakat ist der jugendliche Jesus als der
Gute Hirte dargestellt – ein Trostmotiv aus den Kata-
komben. Trägt er doch nicht das Schaf, er trägt den 
Menschen, der in Not ist und der Rettung bedarf.
Er war auch in den achtziger Jahren das Motiv, dass
die Menschen, die unter der SED-Diktatur leben 
mussten, den Aufstand wagten – im Gebet. 
Versammlungen trotz Stasi-Beobachtung und 
bewaffneter Kräfte. In der Nikolaikirche Leipzig 
waren es montags bis zu 2000 Betende.

Aber solche Alltagshelden erleben wir auch in der
Gegenwart: Sich Aufopfernde im Pflegedienst, bei 
der Bergwacht und allen Rettungsdiensten, bei 
der Polizei, bei Menschen, die Verbrechen 
verhindern oder spontan Leben retten,
bei Lehrern in schwierigen Klassen....
All diesen höchste Anerkennung
und für diese Gott sei Dank.

Ulrich Schäfer