Ich gehe zur Mitte

WIR LEBEN VON DER QUELLE

Vor kurzem standen wir am Rand dieser
gewaltigen Quelle im Bergland von Albanien.
Staunend, ja faszinierend fesselte uns der auf-
wallende Strudel, der ca. 6000 l/s klarsten 
Wassers aus der Tiefe herausschleudert - 
gleichsam aus dem Mutterschoß der Erde 
permanent Leben für Mensch, Tier und Natur
gebärend.
Unser Bild ist dargestellt in Form eines Auges. 
Trägt doch diese Quelle den Namen „Blaues 
Auge“, und wir selbst werden erinnert an unser
„Drittes Auge“, das Herzensauge, das unsere 
Seele zum Sehen bringt.
Schließlich ist das Auge auch ein Gottessymbol,
da die große Quelle unwillkürlich den Gedanken 
an den Schöpfer weckt als die Quelle, als den 
Ursprung allen Seins. Nicht von Ungefähr sind 
Quellen nicht nur Wasserspender, sondern oft 
auch Heilquellen und verehrte heilige Orte.

Das Erlebnis einer Quelle macht uns auch 
bewusst, dass wir selbst als individuelle Person
wie eine Quelle sein können, dass wir in uns 
viele kleine Quellen besitzen – unsere 
persönliche Ausstrahlung, unsere Talente, 
Charismen, unsere Kreativität im Beruf, im 
gesellschaftlichen Leben. Auch Gesundheit, 
Freundschaft, Lebenskraft, Geduld, Empathie...
sind Quellen.
Haben wir das alles aus uns selbst?
Mit unserem ehrlichen Herzensauge sehen wir 
doch, dass uns vieles davon unverdient 
geschenkt ist, dass es eine größere Quelle gibt,
aus der unsere kleineren Quellen gespeist 
werden. Man muss diese Kraft nicht unbedingt 
„Gott“ nennen – dies ist ja nur ein hilfloser 
Versuch, diese großen Erfahrungen, die jeder 
Mensch macht, irgendwie zu erfassen.

Jesus hatte die besondere Begabung, die 
Menschen zu dieser Kraftquelle zu führen und 
ihre eigenen Kräfte zu wecken. So dürfen auch 
wir in Verbindung mit der großen Quelle die 
„Quellen in mir“ zur Entfaltung bringen durch das 
verantwortliche Handeln in unseren Lebens-
räumen. Wenn wir diesem Impuls folgen, 
werden wir auch immer wieder erfahren dürfen:
„Ströme von lebendigem Wasser brechen hervor“ 
- und diese zeugen erfülltes Leben.

Ulrich Schäfer