Ich gehe zur Mitte

TITANIC-MYTHOS ZUM NACHDENKEN

Im 40. Jahr nach dem Entdecken des Titanic-Wracks
in 3800 m Tiefe ist das Interesse am Schicksal des 
legendären Ozeanriesen, der 1912 zu Grunde ging, 
stark erwacht. Viele Publikationen, Ausstellungen in 
mehreren Städten - herausragend jene im Rosenheimer 
Lokschuppen - sowie die Aufführung des Broadway-
Musicals im Theater von Hof tragen dazu bei.
Einerseits fasziniert die damals modernste Technik des
Riesenschiffes, andrerseits berührt die Tragik des 
Todes von ca.1400 Menschen sowie die Umstände,
wieso das „unsinkbare“ Schiff die Jungfernfahrt nicht
überlebte. 
Im Musical gibt es die Szene, wie der Schiffseigner 
(B. Isnay), der Chefkonstrukteur (T. Andrews) und der
Kapitän (E.J. Smith) darüber streiten, wer die Schuld 
an dieser Tragödie habe. Jeder hatte auf seine Weise
Interesse daran, New York in Rekordzeit zu erreichen, 
es winkten nationale und persönliche Vorteile.
So befahl der Kapitän, Höchstgeschwindigkeit zu fahren,
auch in der Nacht. So wurden warnende Funksprüche 
vor Eisgefahr ignoriert. Der Schiffsjunge im Mastkorb 
hatte nicht einmal ein Fernrohr. Alles ging um den 
Triumph der White Star Line, um Geld, um Publicity, 
um Karriere. Das machte die Verantwortlichen blind 
und taub. An die Passagiere und Mannschaften dachte
keiner.
Kann auf diesem Hintergrund die Titanic vielleicht
als Spiegelbild der gesamten Welt verstanden werden?
Etwa die Aufteilung der Decks in 3 Klassen (die 230
Heizer und schuftenden Kohleschipper an den 
Kesseln nicht gerechnet). Hier Demonstration von 
Reichtum und Luxus - dort die Hoffnungen der vielen
armen Auswanderer auf Arbeit und ein neues Leben. 
Und ganz unten im Schweiß die Schwerstarbeiter. 
Weltsituation von heute?

Ja, das Überhören von Warnungen kann ganz aktuell 
globale dramatische Folgen haben. Da treibt doch 
ein “Eisberg“ durch die Klimaerwärmung auf uns zu! 
Seit über 60 Jahren warnt ernsthafte Wissenschaft
vor Wetterkatastrophen und steigendem Meeresspiegel,
was gigantische Flüchtlingsströme auslösen wird.
Aber die Regierungen bleiben weithin untätig.

Die Rosenheimer Ausstellung fragt da noch weiter:
Dürfen wir uns unbesehen der KI ausliefern? 
Lassen wir Algorithmen über Leben und Tod entscheiden?
Haben wir nicht einen übertriebenen Glauben an 
technische Innovation zur Zukunftsoptimierung? ...

Christen wissen von den biblischen Propheten und
ihren oft überhörten Warnungen.
Sie vertrauen dem Mann, der dem Seesturm befahl
und das angstvolle Boot vor dem Untergang bewahrte -
zuerst aber steuern sie selbst ihre Lebensreise mit
Weitblick, Umsicht und Verstand.

Ulrich Schäfer